Großmeister Rene Latosa
Rene Latosa
Juan Latosa
Rene Latosa begann im Alter von 17 Jahren mit dem Escrimatraining. Ursprünglich wollte er jedoch Judo, Karate oder eine der anderen Kampfsportarten, die man aus dem Kino kannte, erlernen. Er bat seine Eltern um etwas Geld, um sich in einem Judo oder Jiu-Jitsu Club anmelden zu können, denn dies machten auch alle seine Freunde. Leider weigerten sich seine Eltern ihm das Geld für die Ausübung eines Kampfsportes zu geben. Sein Vater schlug ihm vor, ihn zu unterrichten und ihm eine andere Technik zu zeigen. „Ehrlich gesagt Vater, ich glaube davon hast du keine Ahnung. Also, erzähl mir keine langen Geschichten… warum gibst du mir nicht einfach das Geld, damit ich mich zu einem Kurs anmelden kann?“ war die Antwort. Seine Mutter erzählte ihm, dass es da schon seit vielen Jahren einen philippinischen Freund gäbe, der eine Akademie besaß. Sie gab Großmeister Rene seine Visitenkarte und riet ihm, er solle sich doch einfach mal die philippinischen Kampfkünste anschauen und ausprobieren. Der Name des Freundes war Angel Cabales.
Großmeister Rene war einverstanden und besuchte die Akademie. Gleich beim Eintreten traf er Angel Cabales, den er selbst auch schon lange Zeit kannte. Mit einer Zigarette im Mund und einem Stock in der Hand wies er Rene Latosa an näher zu treten. Rene wollte eigentlich nur mal sehen, was Angel Cabales so machte, doch er bekam einen Stock in die Hand und die Anweisung: „Schlag mich damit!“ Gesagt, getan. Doch als Großmeister Rene ihn angreifen wollte, ergriff Angel mit erstaunlicher Leichtigkeit seinen Arm und hebelte ihn. „Ups“, dachte Großmeister Rene „das ist ja interessant“. Man muss erwähnen, dass er ungefähr 1,80 m groß und Angel Cabales ca. 30 cm kleiner war. Beeindruckt fing GM Rene an in Angel Cabales Akademie zu trainieren. Es gab vier Ausbilder in dieser Akademie, Angel Cabales selbst (Serrada-Stil), Dentoy Revillar (Serrada-Stil), Max Sarmiento (Cadena de Mano) und Leo Girón (Larga Mano – Stil) – große Namen in der philippinischen Kampfkunst. Es gab allerdings nur zwei Schüler: GM Rene und einen Weiteren. Es vergingen sechs Monate, bis sich ein weiterer Schüler anmeldete.
Die Akademie wurde im Laufe der Zeit immer populärer und auch die Zahl der Schüler stieg stetig an. Dadurch konnten sich auch die philippinischen Kampfkünste bald einen Namen machen und öffneten sich einem breiteren Publikum. Viereinhalb Jahre trainierte Großmeister Rene in der Akademie und war bei allen Vorführungen zugegen. Er leitete Kurse und wurde bald zum Chefausbilder, während die anderen nach und nach die Akademie verließen. Zu dieser Zeit lernte und trainierte Rene auch viel für sich selbst. Eines Tages bat Großmeister Rene seinen Vater, er möge ihn bitte mit dem Stock angreifen, weil diese Übung für sein Training wichtig sei. Er bräuchte für seine Übungen einen Assistenten.
Großmeister Renes Vater wollte das allerdings nicht tun. „Ich könnte dich verletzen.“ sagte er. „Ach was, Du kannst mich gar nicht verletzen. Schließlich bin ich der beste Trainer der Akademie“ antwortete Rene. Nach kurzem Zögern, stimmte Juan Latosa schließlich zu. Nach dem ersten Angriff, hatte Großmeister Rene eine Beule. „Blöder Unfall, ich muss besser aufpassen.“ dachte Rene. Der zweite Angriff seines Vaters trug Großmeister Rene die zweite Beule ein. „Zu dumm, ich muss noch besser aufpassen.“ waren seine Gedanken. Nach kurzer Zeit war sein Kopf mit Beulen übersät. Großmeister Rene merkte, dass irgendetwas an seiner Technik fehlte. Er begriff, dass er seinen Vater unterschätzt hatte. Juan Latosa eröffnete ihm, dass das Escrima in der Familie Latosa eine lange Tradition hatte. Großmeister Rene erfuhr, dass sein Großvater Esteban ein gefürchteter Gesetzloser war, der im Kampf immer gesiegt hatte. Er lernte, dass es weniger an der Technik sondern am Fehlen von Konzepten lag. So ließ sich Großmeister Rene von seinem Vater unterrichten. GM Rene Latosa fing an alles Störende weg zu lassen und fügte nützliche Aspekte hinzu. Daraus wurde dann das Latosa – Escrima geboren.
GM Rene legte sein System so an, dass es keine Grenzen gibt. Er selbst praktiziert und unterrichtet mit dem Stock und den traditionellen philippinischen Waffen. Einige amerikanische Schüler benutzten zusätzlich Säbel. In Europa trainieren Schüler auch mit schweren mittelalterlichen Waffen. Alles ist richtig, wenn man nicht die Konzepte aus den Augen verliert. Escrima definiert sich nicht durch eine bestimmte Technik, sondern durch das Zusammenspiel der richtigen Kampfkonzepte.GM Rene Latosa ist dafür bekannt, dass er sein ganzes Wissen und seine Erfahrungen mit seinen Schülern teilt.
Fotos: Rene Latosa, Juan Latosa
Quelle – Chi Sao Leipzig